Krafttraining

Die Qualität entscheidet

Interview mit Patrik Meier, COO Kieser Training: Mit gesundheitsorientiertem Krafttraining verlorene Muskelmasse und -Kraft zurückgewinnen.

Am 7. April 2022 war WHO-Gesundheitstag. Die WHO empfiehlt seit Jahren mehr Bewegung. 150 Minuten in der Woche moderat intensive Bewegung mit zwei Einheiten Krafttraining in der Woche. Was sagen Sie dazu?

Die WHO hat Recht, da Bewegung einer der Stützpfeiler unserer Gesundheit ist. Der menschliche Körper ist ein dynamisches Konzept. Daher kann man grundsätzlich sagen: Mehr Bewegung ist gut. Aber: In den gängigen Diskussionen geht es meist um die Quantität der Bewegung. Aus unserer Sicht muss es aber vorrangig um die Qualität gehen. Schauen Sie sich an, wie sowohl die Gesundheitskosten als auch die Beschwerden am Bewegungsapparat und Stoffwechselerkrankungen zugenommen haben. Die rein quantitative Betrachtung ist einfach mangelhaft.
 

Können Sie das erklären?

Da muss ich kurz ausholen: Die Muskulatur ist der Motor unseres Lebens und der Schlüssel zu besserer Gesundheit. Muskeln tragen und bewegen uns. Sie stützen uns. Sie schützen Wirbel, Bandscheiben und Gelenke. Die Muskulatur ist aber auch unser größtes Stoffwechselorgan. Und sie funktioniert wie eine Drüse und produziert Hormone und hormonähnliche Botenstoffe, die für die Funktion von Gehirn, Leber, Bauchspeicheldrüse und anderen Organen unerlässlich sind. Kurzum: Wir brauchen unsere Muskulatur. Ungefähr ab dem 25. Lebensjahr bilden sich Muskelmasse und -kraft aber zurück. Ab dem 50. Lebensjahr verlieren wir dann bis zu zwei Prozent pro Jahr. Klingt wenig. Ist aber viel. Und genau das ist Primärursache vieler Beschwerden und Krankheiten. Dagegen kann man etwas tun. Es braucht nicht viel, aber eben das Richtige. Sprich: Qualität statt Quantität, das heißt effektives und effizientes Krafttraining.


Und was genau macht „das Richtige“ richtig?

Der Muskel braucht einen ausreichend hohen Reiz, um zu wachsen. Nur Bewegung erzeugt noch lange keinen Muskelzuwachs und nicht die notwendige gesundheitliche Wirkung. Trotz Fitness-Apps, Heimübungen, Fahrrädern, Rudergeräten, Laufbändern in den eigenen vier Wänden sind die Probleme am Bewegungsapparat und Gesundheitskosten gestiegen. Es geht also um den richtigen Widerstand für die Muskeln: um Spannungshöhe und um Spannungsdauer. Die Intensität muss stimmen. Deswegen trainieren Sie bei Kieser Training hochintensiv mit größter Sicherheit, was in jedem Alter notwendig ist.
 

Sie haben die steigenden Gesundheitskosten angesprochen. Können Sie uns Zahlen nennen?

Mir liegen aktuelle Zahlen aus der Schweiz vor. Wie die Neue Zürcher Zeitung am 27.1.2022 berichtete, sind im letzten Jahr die Gesundheitskosten um fünf Prozent gestiegen. Dabei verzeichneten 2021 die Physiotherapien mit einem Pro-Kopf-Kostenanstieg von 18 Prozent gegenüber dem Jahr 2020 das stärkste Wachstum. Bei geschlossenen Studios gab es nur den Weg zum Arzt und zum Physiotherapeuten.


Letzte Woche sind in Deutschland die Corona-Beschränkungen gefallen. Was bedeutet das für Ihre Studios und für Ihre Kund:innen?

Die Bestandskund:innen kommen vermehrt zurück ins Training – das Gleiche gilt vermehrt auch für Interessent:innen. Die Menschen sind wieder bereit in Räumlichkeiten außerhalb des eigenen Heims zu trainieren und das ist gut so, denn das Training an Maschinen, wie wir es anbieten, hat wie gesagt eine viel höhere Qualität als beispielsweise das Training daheim mit dem eigenen Körpergewicht. Angefangen damit, dass Sie progressiv mit der richtigen Belastung an spezifischen Maschinen trainieren, die jeden Muskel und jede Muskelgruppe korrekt und ausgewogen belasten. Die Maschinen ermöglichen zudem, dass Sie bis zur lokalen Erschöpfung des Zielmuskels trainieren können, was die Voraussetzung für Wachstum ist, usw. Und Sie haben jemanden, der auf die richtige Übungsausführung achtet. Was nicht zu unterschätzen ist: Wenn ich im Studio bin, bin ich viel motivierter, konsequent zu trainieren.
 

Haben Sie Veränderungen bei Ihren Kund:innen bemerkt?

Was wir bei unseren Bestandskund:innen gemerkt haben, die lange ausgesetzt haben: Die Menschen sind weit weg von ihrem ursprünglichen Kraftniveau (sehen Sie dazu auch den Artikel Verlust der Muskeln in der Quarantäne). Aber das ist logisch. Wer nicht trainiert, verliert Muskelmasse und -kraft. Viele unserer Kund:innen hatten daher wieder Beschwerden, z. B. Rückenschmerzen. Bei vielen hat auch die Beweglichkeit abgenommen. Sprich: In den ersten Trainings ging es erst einmal darum, diese Personen zur alten Stärke und Beweglichkeit zurückzuführen. Tatsächlich hat auch das Körpergefühl nachgelassen. Wir können beobachten, wie sich die Kund:innen durch das Training schnell wieder besser und kräftiger fühlen und wie die Schmerzen wieder schwinden.


Sie bieten in den Studios Bio-Impedanzanalysen an, um die Körperzusammensetzung zu messen. Wie haben sich die Analysen der Kund:innen diesbezüglich geändert?

Tatsächlich konnten wir sehen: Die Muskelmasse ist geschrumpft und die Fettmasse ist gestiegen. Das ist fatal, denn die Muskulatur ist das mit Abstand aktivste Stoffwechselorgan unseres Körpers. Sprich: Schrumpft dieses Organ, verstoffwechseln wir weniger Energie. Aber auch das können wir umkehren. Mehr Muskelmasse bedeutet mehr Verstoffwechselung und einen höheren Energieverbrauch. Das führt dazu, dass mehr Fett abgebaut wird.
 

Warum könnte es sich jetzt lohnen, ins Training einzusteigen?

Die aktuelle Situation führt dazu, dass sich viele Menschen zwar um das Pandemiegeschehen sorgen, sich aber vielleicht nicht mehr so um die eigene Gesundheit kümmern.  Was wir sehen: Wer sich kräftigt, pflegt damit nicht nur die Muskeln und die körperliche, sondern auch um die psychische Gesundheit. Wir erleben, dass Menschen, die „kiesern“ stressresistenter sind und mit Belastungen und Ängsten besser umgehen können als andere. Wer mehr Muskelmasse und Kraft hat, geht ein bisschen leichter durchs Leben.

Patrik Meier
Chief Operating Officer (COO)


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